* 25. Januar 1913
† 7. Februar 1994
von Peter Petersen
Essay
Die 1. Symphonie (1941/47), das wohl bedeutendste Werk seiner ersten Schaffensphase, hatte Lutosławski während des Krieges (1941) begonnen und den I.Satz noch vor dem 2. Warschauer Aufstand (Aug. bis Okt. 1944) fertiggestellt. Weil er die militärische Erhebung der von London regierten polnischen Heimatarmee für ein „Selbstmordkommando“ hielt, verließ er Warschau mit seiner Familie – allerdings nicht ohne zuvor sein Haus den Widerstandskämpfern übergeben zu haben (Lutosławski 1976/78, 68f.). Erst nach Kriegsende schloß er die übrigen drei Sätze ab. 1948 wurde die 1. Symphonie in Katowice mit großem Erfolg uraufgeführt, ein Jahr später aber mit dem „Formalismus“-Vorwurf belegt und verboten. 1959 kam es dann zu einer Wiederaufführung (Lutosławski 1989, 5). Lutosławski (1976/78, 79) hat das Werk als „neoklassizistisch“ bezeichnet; über etwaige Bezugnahmen auf die Zeit der Nazi-Okkupation hat er sich nicht geäußert.
Die vier Sätze sind nach Charakter, Form und Tonalität klassischen Mustern nachgebildet. Einem schnellen Kopfsatz (Allegro giusto) in Sonatenform mit dem tonalen Zentrum D folgt ein langsamer Satz (Poco adagio) in dreiteiliger Liedform in E. An dritter Stelle steht ein Allegretto misterioso, das die Funktion eines „Charaktersatzes“ erfüllt und wie eine auskomponierte Da-capo-Form ...